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Wiedergeburt im selben Körper: Der Kampf um Vertrauen und Heilung nach einer schweren Krankheit

Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und alles hat sich verändert. Dein Körper, den du ein Leben lang als selbstverständlich angesehen hast, hat dich im Stich gelassen. Ein Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine Krebsdiagnose – das sind nicht nur medizinische Zustände, sondern lebensverändernde Ereignisse, die das Fundament deines Daseins erschüttern. Doch du überlebst. Du kämpfst dich durch Operationen, Behandlungen und endlose Therapiesitzungen. Und nun stehst du da, in deinem alten Körper, der sich plötzlich fremd anfühlt. Kannst du ihm jemals wieder vertrauen?


Der Körper als Fremdkörper

Studien zeigen, dass viele Menschen, die eine schwere Krankheit überlebt haben, sich in einem Zustand der Entfremdung wiederfinden. Der Körper, der einst ein vertrauter Begleiter war, erscheint nun wie ein Fremder. Diese Entfremdung wird oft als „Depersonalisation“ bezeichnet und kann das Selbstbild erheblich beeinträchtigen.

Dr. Sarah Jones von der University of Michigan beschreibt in ihrer Studie die psychischen Herausforderungen, denen Patienten nach einem Schlaganfall gegenüberstehen. „Die Überlebenden erleben oft eine Identitätskrise. Sie fragen sich, wer sie sind, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, die Dinge zu tun, die sie einst als selbstverständlich angesehen haben,“ erklärt Jones.


Vertrauen in den Körper – eine zerrüttete Beziehung

Der Verlust des Vertrauens in den eigenen Körper ist eine der größten psychologischen Hürden nach einer schweren Krankheit. Dieser Vertrauensbruch kann sich in verschiedenen Formen äußern:

  1. Angst vor Rückfällen: Viele Überlebende leben in ständiger Angst, dass die Krankheit zurückkehren könnte. Diese Angst kann überwältigend sein und das tägliche Leben stark einschränken.

  2. Körperliche Einschränkungen: Die physischen Folgen eines Herzinfarkts, Schlaganfalls oder einer Krebserkrankung können das Vertrauen in die eigene körperliche Leistungsfähigkeit erschüttern. Das Gefühl der Hilflosigkeit und Abhängigkeit kann das Selbstwertgefühl mindern.

  3. Psychische Belastungen: Depressionen und Angststörungen sind häufige Begleiter nach schweren Krankheiten. Die psychische Verarbeitung des Erlebten und die Anpassung an die neue Lebensrealität sind komplexe Prozesse, die professionelle Unterstützung erfordern können.


Das veränderte Mindset nach einer Nahtoderfahrung

Überlebende berichten oft von einer tiefgreifenden Veränderung in ihrem Mindset, nachdem sie dem Tod entkommen sind. Diese Veränderungen können vielfältig sein und sowohl positive als auch herausfordernde Aspekte beinhalten:

  1. Neue Wertschätzung des Lebens: Eine häufige Veränderung ist eine intensivierte Wertschätzung des Lebens. Dinge, die zuvor als selbstverständlich galten, werden nun mit neuen Augen gesehen. Kleine Freuden und alltägliche Momente gewinnen an Bedeutung.

  2. Prioritätenverschiebung: Viele Überlebende erleben eine Verschiebung ihrer Prioritäten. Materielle Güter und beruflicher Erfolg treten in den Hintergrund, während Beziehungen und persönliche Erfüllung in den Vordergrund rücken.

  3. Existenzielle Fragen: Die Konfrontation mit dem Tod führt oft zu tiefen existenziellen Fragen. Überlebende suchen nach dem Sinn des Lebens und reflektieren über ihre eigene Sterblichkeit. Diese Suche kann zu einem stärkeren spirituellen Bewusstsein führen.

  4. Stärke und Resilienz: Das Überleben einer lebensbedrohlichen Krankheit kann auch das Gefühl der inneren Stärke und Resilienz verstärken. Überlebende erkennen ihre Fähigkeit, extreme Herausforderungen zu bewältigen und aus ihnen gestärkt hervorzugehen.

  5. Angst und Unsicherheit: Trotz dieser positiven Veränderungen können auch Angst und Unsicherheit anhalten. Die Furcht vor einem Rückfall und die Unsicherheit über die Zukunft können das tägliche Leben weiterhin belasten.


Der Schatten der Todesangst

Die Todesangst bleibt oft ein ständiger Begleiter. Überlebende haben den Tod aus nächster Nähe gesehen und dies hinterlässt Spuren. Diese Angst kann sich in verschiedenen Formen äußern:

  1. Intrusive Gedanken: Erinnerungen an die lebensbedrohliche Situation können in Form von Flashbacks oder Albträumen zurückkehren. Diese intrusiven Gedanken können überwältigend sein und das Gefühl der Sicherheit untergraben.

  2. Vermeidungsverhalten: Viele Überlebende entwickeln Vermeidungsverhalten, um die Angst vor einem Rückfall zu minimieren. Dies kann bedeuten, dass sie bestimmte Aktivitäten oder Situationen meiden, die sie als riskant empfinden.

  3. Hypervigilanz: Eine erhöhte Wachsamkeit gegenüber körperlichen Symptomen kann ebenfalls auftreten. Jede kleine Veränderung im Körper wird aufmerksam beobachtet und kann große Angst auslösen.


Die emotionale Achterbahnfahrt der Genesung

Die emotionale Reise nach einer schweren Krankheit ist oft ein Auf und Ab. Überlebende müssen lernen, mit ihren neuen körperlichen Grenzen umzugehen und gleichzeitig die psychischen Narben zu heilen. Dabei spielt die Unterstützung von Familie, Freunden und Therapeuten eine entscheidende Rolle.

Eine Studie des Journal of Psychosocial Oncology zeigt, dass soziale Unterstützung ein wesentlicher Faktor für die psychische Genesung ist. Menschen, die sich von ihren Lieben unterstützt fühlen, zeigen eine bessere Anpassungsfähigkeit und ein höheres Maß an Lebenszufriedenheit.


Wege zur Heilung

Der Weg zur Heilung ist individuell und oft langwierig. Einige Schritte, die Überlebenden helfen können, wieder Vertrauen in ihren Körper zu gewinnen, sind:

  1. Akzeptanz: Die Akzeptanz des veränderten Körpers ist ein wichtiger erster Schritt. Dies bedeutet nicht, die Einschränkungen zu ignorieren, sondern sie als Teil der neuen Realität anzunehmen.

  2. Therapie und Rehabilitation: Physische und psychische Therapien können helfen, die verlorenen Fähigkeiten wiederzuerlangen und das Selbstvertrauen zu stärken.

  3. Selbstmitgefühl: Sich selbst gegenüber mitfühlend zu sein und sich Zeit für die Heilung zu geben, ist essenziell. Es ist wichtig zu erkennen, dass Genesung kein linearer Prozess ist und Rückschläge normal sind.

  4. Aktive Teilnahme am Leben: Sich wieder in das Leben einzubringen, Hobbys nachzugehen und neue Interessen zu entdecken, kann das Selbstwertgefühl und das Vertrauen in den eigenen Körper stärken.


Fazit

Das Überleben einer schweren Krankheit gleicht einer Wiedergeburt im selben Körper – einer, der sich verändert und möglicherweise gebrochen anfühlt, aber dennoch die unerschütterliche Fähigkeit zur Heilung und zum Wachstum besitzt. Es ist ein epischer, heldenhafter Prozess, der Mut, unerschöpfliche Geduld und eine Armee von Unterstützern erfordert. Doch am Ende dieser oft beschwerlichen Reise steht ein neues Selbst, das wie Phönix aus der Asche emporsteigt – gestärkt, transformiert und erfüllt von einer neu gefundenen Lebenslust.

Diese tiefgreifende Veränderung des Mindsets ist nicht nur eine Überlebensstrategie, sondern ein Triumph des menschlichen Geistes. Es ist eine radikale Neudefinition dessen, was es bedeutet, zu leben und zu kämpfen. Überlebende lernen, dass selbst ein Körper, der sie im Stich gelassen hat, dennoch eine Quelle unendlicher Stärke und Widerstandsfähigkeit sein kann. Mit jedem Schritt, den sie nach vorn machen, beweisen sie, dass das Leben – selbst in seiner zerbrechlichsten Form – unendlich wertvoll und voller Möglichkeiten ist.

Die Erfahrung, dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein, kann zu einer einzigartigen Perspektive auf das Leben führen: Ein unvergleichlicher Appetit auf die Schönheit des Alltags, eine unverkennbare Leidenschaft für das, was wirklich zählt, und ein unerschütterlicher Wille, das Beste aus jedem Augenblick herauszuholen. Diese Überlebenden sind wahre Krieger des Lebens, die uns alle daran erinnern, wie kostbar unsere Zeit hier ist.

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4 Comments


heidrun
Jul 15, 2024

Es wird halt wenig drüber gesprochen, im Krankenhaus wird man repariert und das seelische bleibt oft auf der Strecke. Ich bin in einer Selbsthilfegruppe- da hat man wenigstens Gleichgesinnte.

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Annakre
Jul 15, 2024

Mein Mann hatte einen Herzinfarkt, es ist so schwierig mit ihm. So wie Sie beschrieben haben, ich rufe Sie diesbezüglich an.

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Hilde
Jul 15, 2024

Ich hatte einen Schlaganfall und kann vieles nicht mehr. Ich finde es nervig, dass mein Körper mich so im Stich gelassen hat. Ich mache viel Ergo und kämpfe mich zurück.

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elk.123
Jul 15, 2024

👍🫶

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