Belastungsstörungen sind bei Kindern und Erwachsenen ein hochaktuelles Thema, besonders angesichts von Ereignissen wie der Jahrhundertflut 2021, die Gemeinden wie Ahrweiler und Erftstadt schwer betroffen hat. Viele Menschen, sowohl direkt Betroffene als auch Angehörige von Verstorbenen, leiden unter schweren Belastungsstörungen aufgrund dieses traumatischen Ereignisses.
In ähnlicher Weise haben die Herausforderungen der Coronapandemie tiefe Spuren hinterlassen, sowohl durch den Verlust von geliebten Menschen als auch durch die beunruhigenden Bilder von Leichensäcken, die in Container gebracht wurden. Diese Ereignisse haben bei vielen Menschen Stress ausgelöst und einige leiden möglicherweise unter Belastungsstörungen.
Der jüngste Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat düstere Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg wachgerufen, was bei einigen älteren Menschen sogar Flashbacks aus dieser Zeit ausgelöst hat. Selbst Polizei und Feuerwehr, die täglich mit Stressfaktoren konfrontiert sind, sind nicht immun gegen Belastungsstörungen und stehen einem erhöhten Risiko gegenüber.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Belastungsstörungen auftreten, wenn eine Person überwältigende Stressfaktoren erlebt, die ihre Bewältigungsfähigkeiten übersteigen!
Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die nach dem Erleben traumatischer Ereignisse wie Krieg, Missbrauch oder Naturkatastrophen auftreten kann. Menschen mit PTBS können unter Flashbacks, Albträumen und starken Angstzuständen leiden, die ihr tägliches Leben erheblich beeinträchtigen können.
Unterschiede Posttraumatische Belastungsstörung und Anpassungsstörung
Merkmal | PTBS | Anpassungsstörung |
Auslösendes Ereignis | Traumatisches Ereignis wie Krieg, Missbrauch, Naturkatastrophe | Lebensverändernde Situation (z.B. Verlust eines geliebten Menschen, Arbeitsplatzprobleme) |
Symptome | Flashbacks, Albträume, extreme Angstzustände | Ängstlichkeit, depressive Stimmung, Anpassungsschwierigkeiten |
Dauer der Störung | Länger als einen Monat anhaltend | Länger als einen Monat anhaltend |
Schweregrad der Belastung | Signifikante Beeinträchtigung des täglichen Lebens | Beeinträchtigung des Wohlbefindens und der Funktionsfähigkeit |
Diagnosekriterien in der ICD-10 | F43.1 (Posttraumatische Belastungsstörung) | F43.2 (Anpassungsstörung) |
Behandlung | - Psychotherapie - Medikation bei Bedarf | - Psychotherapie - Unterstützung bei der Bewältigung der Lebenssituation |
Therapiemethoden | - Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) - EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) - Medikamentöse Behandlung - Systemische Therapie - Entspannungstechniken - Soziale Unterstützung | - Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) - Medikamentöse Behandlung - Systemische Therapie - Entspannungstechniken - Soziale Unterstützung |
Fallbeispiel: Therapieverlauf bei PTBS nach Naturkatastrophe – Ein individueller Genesungsweg!
Schritt | Beschreibung |
Diagnosestellung und Behandlungsplanung | Nach der Rettung wird Peter von einem Therapeuten aufgesucht, der eine PTBS diagnostiziert. Ein individueller Behandlungsplan wird erstellt, der eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie (KVT), systemischer Therapie und einem systemischen Ansatz umfasst. |
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) | Peter beginnt regelmäßige KVT-Sitzungen, um negative Gedankenmuster zu identifizieren und zu verändern sowie Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Er führt ein Gedankentagebuch, hinterfragt irrationalen Überzeugungen, entwickelt alternative Gedanken und lernt Entspannungsübungen. |
Entspannungsübungen | Peter erlernt verschiedene Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Atemübungen und Achtsamkeitsübungen, um Stress abzubauen und die körperliche Entspannung zu fördern. |
Expositionstherapie | Unter Anleitung seines Therapeuten wird Peter schrittweise mit angstauslösenden Situationen oder Reizen konfrontiert, um seine Angstreaktionen zu reduzieren und traumatische Erinnerungen zu verarbeiten. |
Systemische Therapie | Peter und sein Therapeut arbeiten an der Identifizierung und dem Verständnis der familiären und sozialen Dynamiken, die seine Belastungsstörung beeinflussen könnten. Sie integrieren Familienmitglieder oder nahestehende Personen in die Therapie, um gesunde Kommunikationsmuster zu fördern und unterstützende Beziehungen aufzubauen. |
Überwachung auf mögliche Depressionen | Während des Therapieverlaufs wird Peter regelmäßig auf mögliche Depressionen überwacht, da nach traumatischen Erfahrungen wie der Flutkatastrophe ein erhöhtes Risiko besteht. Sein Therapeut sucht nach Anzeichen von Depressionen und stellt gegebenenfalls eine entsprechende Diagnose. |
Umgang mit Rückschlägen | Trotz Fortschritten erlebt Peter gelegentlich Rückschläge. Sein Therapeut ermutigt ihn, seine Gefühle offen zu teilen, unterstützt ihn bei der Aktivierung seiner Bewältigungsstrategien und integriert den systemischen Ansatz. Peter nutzt die erlernten Techniken und die Unterstützung seines sozialen Netzwerks, um mit seinen Symptomen umzugehen. |
Es ist wichtig zu betonen, dass die Beobachtung auf mögliche Anzeichen von Depressionen während des Therapieverlaufs von entscheidender Bedeutung ist. Symptome wie anhaltende Traurigkeit, Interessenverlust, Schlaflosigkeit oder übermäßige Müdigkeit können auf eine begleitende Depression hinweisen. Sollten solche Symptome auftreten, ist es ratsam, umgehend einen Facharzt oder Psychiater aufzusuchen, um eine angemessene Behandlung zu erhalten.
Weitere Infos erhalten Sie unter:
Deutsche Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT):
Die DeGPT bietet Informationen über PTBS, Behandlungsmöglichkeiten und Fortbildungen für Fachkräfte.
Trauma-Informations-Zentrum (TIZ):
Das TIZ bietet Informationen über Traumafolgestörungen, Selbsthilfe und professionelle Hilfe für Betroffene und ihre Angehörigen.
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs):
Die DGPs bietet eine Übersicht über psychologische Fachkräfte und Psychotherapeuten, die auf die Behandlung von PTBS spezialisiert sind.
Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK):
Der BApK bietet Unterstützung und Informationen für Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen, einschließlich PTBS.
Selbsthilfegruppen:
In vielen Städten und Gemeinden gibt es Selbsthilfegruppen für Menschen mit PTBS. Diese Gruppen bieten eine unterstützende Umgebung zum Austausch von Erfahrungen und zur gegenseitigen Unterstützung. Informationen zu lokalen Selbsthilfegruppen finden Sie häufig über Online-Plattformen, soziale Netzwerke oder durch Nachfragen bei psychosozialen Einrichtungen in Ihrer Nähe.
Selbsthilfegruppe Erftstadt-Bliesheim (www.selbsthilfegruppe-erftstadt.de)
Umgang mit Belastungsstörungen: Bewältigungsstrategien und Therapieansätze im Fokus
Ich kenne das, ich bin selber betroffen durch die Flut im Ahrtal - immer wenn es stark regnet bekomme ich Angst.