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Angst: Ein Entwicklungsschritt und ihre lebenslangen Auswirkungen auf unser Dasein

Aktualisiert: 26. Aug. 2024


Angst: Ein Entwicklungsschritt und ihre lebenslangen Au

Angst: Ein Entwicklungsschritt und ihre lebenslangen Auswirkungen


Angst ist ein universelles Gefühl, das jeder Mensch schon einmal erlebt hat. Sei es die Angst vor Monstern unter dem Bett, vor dem Alleinsein oder vor einer bevorstehenden Prüfung – die Konfrontation mit der Angst ist ein integraler Bestandteil unserer menschlichen Entwicklung. Doch warum ist Angst so wichtig, und was passiert, wenn sie außer Kontrolle gerät? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Formen der Angst, ihre Bedeutung für unsere Entwicklung und die möglichen Auswirkungen von ungesunden Ängsten im Kindes- und Erwachsenenalter.


Angst: Ein Entwicklungsschritt und ihre lebenslangen Auswirkungen

Die Bedeutung der Angst in der kindlichen Entwicklung

Jeder von uns hat in der Kindheit Ängste durchlebt, die damals vielleicht unangenehm und furchterregend waren, aber für unsere Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt haben. Angst hilft Kindern, Gefahren zu erkennen und zu vermeiden, und fördert so das Überleben. Sie trägt auch zur Entwicklung von Fähigkeiten bei, wie dem Umgang mit Stress und der Bewältigung von Herausforderungen.

Kinder, die lernen, ihre Ängste zu überwinden, entwickeln Resilienz und Selbstbewusstsein. Studien zeigen, dass moderate Ängste in der Kindheit die soziale und emotionale Entwicklung unterstützen können. Zum Beispiel kann die Angst vor Fremden Kinder dazu bringen, sich an ihre Eltern zu wenden, was die Bindung stärkt und ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.



Gesunde Angst vs. ungesunde Angst

Es ist wichtig, zwischen gesunder und ungesunder Angst zu unterscheiden. Gesunde Angst ist eine natürliche Reaktion auf reale Bedrohungen und hilft uns, vorsichtig und aufmerksam zu sein. Sie ist ein Schutzmechanismus, der uns vor potenziellen Gefahren bewahrt. Beispielsweise ist die Angst vor einem herannahenden Auto eine gesunde Angst, die uns dazu bringt, nicht unachtsam auf die Straße zu laufen.

Ungesunde Angst hingegen ist übertrieben und unverhältnismäßig. Sie kann lähmend wirken und unseren Alltag stark beeinträchtigen. Wenn Kinder lernen, dass ihre Ängste unbegründet sind oder übermäßig reagieren, kann dies zu anhaltenden Angststörungen führen. Diese ungesunden Ängste können die Entwicklung hemmen und das Wohlbefinden beeinträchtigen.


Ursachen und Arten von Ängsten im Erwachsenenalter


Mangelnde Bindung zu Eltern

Eine sichere Bindung zu den Eltern in der Kindheit ist entscheidend für die emotionale und psychologische Entwicklung eines Kindes. Fehlt diese sichere Bindung, können verschiedene Ängste im Erwachsenenalter entstehen:


  • Bindungsangst: Menschen, die in der Kindheit keine sichere Bindung zu ihren Eltern hatten, entwickeln häufig Bindungsängste. Diese Angst manifestiert sich oft als Furcht vor Nähe und Intimität in Beziehungen, was zu Schwierigkeiten führt, stabile und gesunde Partnerschaften aufzubauen.

  • Verlustangst: Eine unsichere Bindung kann auch zu Verlustängsten führen, die sich in einem übermäßigen Bedürfnis nach Bestätigung und Angst vor Verlassenwerden äußern. Dies kann dazu führen, dass Betroffene klammern oder umgekehrt Beziehungen vermeiden, um nicht verletzt zu werden.


Gewalt und Missbrauch in der Kindheit

Kinder, die physische oder emotionale Gewalt erfahren, entwickeln häufig tiefsitzende Ängste, die bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben:

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Traumatische Erlebnisse in der Kindheit, wie körperlicher oder sexueller Missbrauch, können zu PTBS führen. Betroffene erleben Flashbacks, Albträume und intensive Angstgefühle, die durch Erinnerungen an das Trauma ausgelöst werden.

  • Generalisierte Angststörung (GAD): Gewalt und Missbrauch können auch zu einer generalisierten Angststörung führen, bei der Betroffene anhaltende und übermäßige Sorgen über verschiedene Aspekte ihres Lebens haben, ohne dass es einen konkreten Auslöser gibt.


Vernachlässigung und emotionale Vernachlässigung

Kinder, die emotional vernachlässigt werden, erleben häufig einen Mangel an Unterstützung und Zuwendung. Dies kann im Erwachsenenalter zu verschiedenen Ängsten führen:

  • Selbstwertprobleme und soziale Angst: Emotionale Vernachlässigung kann zu einem geringen Selbstwertgefühl und sozialer Angst führen. Betroffene haben Schwierigkeiten, in sozialen Situationen zu agieren und fürchten sich vor negativer Beurteilung und Ablehnung.

  • Vermeidung von Emotionen: Um mit der Vernachlässigung umzugehen, entwickeln viele Menschen Strategien, um ihre Emotionen zu unterdrücken oder zu vermeiden. Dies kann zu einer Unfähigkeit führen, mit Stress und negativen Gefühlen umzugehen, was wiederum Angstzustände verstärkt.


Auswirkungen ungesunder Ängste aus der Kindheit im Erwachsenenalter

Die ungesunden Ängste, die in der Kindheit entstehen, können das Erwachsenenleben auf vielfältige Weise beeinträchtigen:


Berufliche Auswirkungen

Ungesunde Ängste können die berufliche Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Menschen mit sozialen Ängsten haben möglicherweise Schwierigkeiten, sich in Teams zu integrieren oder Präsentationen zu halten, was ihre Karrieremöglichkeiten einschränkt. Generalisierte Angststörungen können zu Konzentrationsproblemen und verminderter Produktivität führen. Eine Untersuchung des National Institute of Mental Health fand heraus, dass etwa 19,1% der Erwachsenen in den USA innerhalb eines Jahres eine Angststörung erleben. Diese Störungen können zu erheblichem Stress und einer reduzierten Lebensqualität führen.


Zwischenmenschliche Beziehungen

Angststörungen beeinträchtigen oft die Fähigkeit, gesunde und stabile Beziehungen zu führen. Bindungsangst und Verlustangst können dazu führen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, Vertrauen aufzubauen und sich auf langfristige Beziehungen einzulassen. Dies kann zu Isolation und Einsamkeit führen. Menschen mit sozialen Angststörungen haben oft Schwierigkeiten, in sozialen Situationen zu agieren, was ebenfalls zu Isolation und Einsamkeit führen kann. Eine Studie im Journal of Anxiety Disorders fand heraus, dass Menschen mit sozialer Angststörung tendenziell weniger soziale Unterstützung erhalten und Schwierigkeiten haben, enge Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten.


Physische Gesundheit

Die langfristigen physiologischen Auswirkungen von Angst sind ebenfalls bedeutend. Chronische Angst kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Magen-Darm-Probleme erhöhen. Eine Studie, veröffentlicht im Journal of the American Medical Association (JAMA), zeigte, dass Angststörungen mit einem höheren Risiko für Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Magen-Darm-Probleme verbunden sind. Chronische Angst kann das Immunsystem schwächen, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen und Krankheiten führt. Menschen mit hohen Angstniveaus haben oft einen ungesunden Lebensstil, der sich negativ auf ihre physische Gesundheit auswirkt.


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Therapie und Behandlung

Bei der Behandlung von Angststörungen ist es wichtig, zwischen verschiedenen therapeutischen Ansätzen zu unterscheiden, je nachdem, ob die Angst auf traumatischen Erlebnissen basiert oder auf erlernten Denkmustern und Verhaltensweisen beruht.


Psychoanalytische Therapie

Ansatz

Die psychoanalytische Therapie, die ihren Ursprung in den Theorien Sigmund Freuds hat, zielt darauf ab, die tief verwurzelten Ursachen von Angststörungen zu erforschen, die oft in unbewussten Konflikten und frühen Kindheitserfahrungen begründet sind. Diese Therapieform geht davon aus, dass viele psychische Probleme auf ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit zurückzuführen sind, die in der Kindheit entstanden sind und sich in Form von Ängsten und anderen psychischen Symptomen manifestieren.

Methoden

  • Freie Assoziation: Patienten sprechen frei über alles, was ihnen in den Sinn kommt, ohne sich selbst zu zensieren. Diese Methode soll helfen, unbewusste Gedanken und Gefühle zu enthüllen, die mit der Angst in Verbindung stehen.

  • Traumdeutung: Träume werden analysiert, um verborgene Konflikte und Ängste aufzudecken, die im Unbewussten schlummern. Die Interpretation von Träumen kann Einblicke in unbewusste Ängste geben und deren Ursprung klären.

  • Übertragung und Gegenübertragung: In der Beziehung zwischen Therapeut und Patient werden frühere Beziehungsmuster sichtbar. Übertragung bezeichnet die Projektion von Gefühlen aus früheren Beziehungen auf den Therapeuten, während Gegenübertragung die unbewussten emotionalen Reaktionen des Therapeuten auf den Patienten beschreibt. Diese Dynamiken können genutzt werden, um unbewusste Konflikte zu erkennen und zu bearbeiten.

Anwendungsbereiche

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Besonders effektiv für Menschen, die schwere Traumata erlebt haben, wie Missbrauch oder Gewalt, und deren Ängste tief verwurzelt und komplex sind.

  • Komplexe Angststörungen: Bei tiefsitzenden Ängsten, die mit frühen Kindheitserfahrungen und unbewussten Konflikten zusammenhängen.


Verhaltenstherapie

Ansatz

Die Verhaltenstherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), konzentriert sich auf die Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Gedanken und Verhaltensweisen, die zur Aufrechterhaltung von Angststörungen beitragen. Sie basiert auf der Annahme, dass Ängste durch erlernte Denkmuster und Verhaltensweisen aufrechterhalten werden und dass diese verändert werden können, um die Angst zu reduzieren.

Methoden

  • Kognitive Umstrukturierung: Identifizierung und Veränderung von negativen und irrationalen Denkmustern, die die Angst aufrechterhalten. Patienten lernen, ihre Denkmuster zu hinterfragen und durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen.

  • Expositionstherapie: Patienten setzen sich schrittweise und kontrolliert angstauslösenden Situationen aus, um ihre Reaktionen darauf zu desensibilisieren und ihre Angst zu reduzieren. Dies hilft, die Angst vor den Situationen zu verringern, indem die Betroffenen lernen, dass ihre Befürchtungen oft unbegründet sind.

  • Achtsamkeitsbasierte Techniken: Diese Techniken helfen den Patienten, im Moment zu bleiben und ihre Angstgefühle zu akzeptieren, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Methoden wie Achtsamkeit und Meditation werden eingesetzt, um die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Gefühle zu stärken.

Anwendungsbereiche

  • Generalisierte Angststörung (GAD): Besonders wirksam bei der Behandlung von GAD, indem sie den Patienten hilft, ihre übermäßigen Sorgen zu kontrollieren und zu reduzieren.

  • Soziale Angststörung (SAD): Durch Exposition und kognitive Umstrukturierung können Betroffene lernen, ihre Angst in sozialen Situationen zu bewältigen.

  • Panikstörung: CBT hilft, die Angst vor Panikattacken zu verringern und den Umgang mit den körperlichen Symptomen der Panik zu verbessern.


Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen


  1. Zielsetzung:

  • Psychoanalytische Therapie: Zielt darauf ab, die zugrunde liegenden, oft unbewussten Konflikte und Traumata zu verstehen und zu bearbeiten.

  • Verhaltenstherapie: Zielt darauf ab, spezifische, problematische Denkmuster und Verhaltensweisen direkt zu verändern, um die Symptome der Angst zu reduzieren.

  1. Fokus:

  • Psychoanalytische Therapie: Fokussiert sich auf die Vergangenheit und die tief verwurzelten psychischen Ursachen der Angst.

  • Verhaltenstherapie: Fokussiert sich auf die Gegenwart und darauf, wie aktuelle Gedanken und Verhaltensweisen die Angst aufrechterhalten.

  1. Methoden:

  • Psychoanalytische Therapie: Verwendet Methoden wie freie Assoziation, Traumdeutung und die Analyse von Übertragung.

  • Verhaltenstherapie: Verwendet Methoden wie kognitive Umstrukturierung, Expositionstherapie und achtsamkeitsbasierte Techniken.

  1. Dauer:

  • Psychoanalytische Therapie: Ist oft langfristiger und kann über Monate bis Jahre dauern.

  • Verhaltenstherapie: Ist oft kürzer und zielgerichteter, mit einem klaren Fokus auf die Veränderung von spezifischen Symptomen und Verhaltensweisen.

Beide Ansätze haben ihre Stärken und können je nach individuellem Bedarf und Art der Angststörung unterschiedliche Vorteile bieten.




Literaturhinweise:

  1. Japanische Studie: Koyama, T., et al. (2014). Prevalence and risk factors for social anxiety disorder and generalized anxiety disorder in Japan. Journal of Anxiety Disorders, 28(4), 348-353.

  2. Deutsche Studie: Wingenfeld, K., et al. (2011). The impact of childhood trauma on adult PTSD and GAD: The role of emotional neglect and abuse. Psychological Medicine, 41(4), 777-785.

  3. Australische Studie: Andrews, G., et al. (2018). Long-term outcomes of cognitive behavior therapy for anxiety disorders in adults. Australian & New Zealand Journal of Psychiatry, 52(6), 500-510.

  4. Brasilianische Studie: Lima, A. F., et al. (2013). The prevalence and impact of PTSD and anxiety disorders among women exposed to domestic violence in Brazil. Revista Brasileira de Psiquiatria, 35(4), 356-362.

  5. Britische Studie: Eysenck, M. W., & Fajkowska, M. (2018). Anxiety and physical health: A review. Journal of Health Psychology, 23(2), 343-354.

  6. Kanadische Studie: McLaughlin, K. A., et al. (2012). Parental attachment and the development of anxiety disorders in adulthood. Canadian Journal of Psychiatry, 57(6), 350-356.

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1 Comment


peg33
Jul 27, 2024

👍🌸

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